Was ist Osteopathie?
Die Namensgebung für diese ganzheitliche Therapieform (die viel mehr bedeutet als ein „Knochenleiden“) geht auf den Begründer A.T. Still zurück, der das Konzept der Osteopathie 1874 in den USA vorstellte. Als chirurgisch tätiger Arzt war Still enttäuscht von der damaligen Schulmedizin (drei seiner Kinder sind während einer Meningitisepidemie gestorben) und suchte durch erneutes intensives Studium der Anatomie (Struktur) und der Physiologie (Funktion) nach neuen Behandlungswegen. Zentraler Punkt seiner Philosophie war die Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Körpers durch Lösen von funktionellen Störungen, die er durch sanftes Tasten diagnostizierte. Der Entwicklung dieser Fähigkeit ging bei Still langjähriges Üben voraus – und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Die Osteopathie ist heute in den USA fest in das dortige Gesundheitssystem integriert. Sie wird ausschließlich von Ärzten nach einem Vollstudium und dem Erlangen eines Doktorgrades (D.O. = Doctor of Osteopathy) praktiziert. Die Chiropraktik und die moderne Manuelle Medizin gehen auf das osteopathische Konzept Stills und seiner Schüler zurück.
Nachdem sich die Osteopathie Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst in England, später dann in Frankreich und schließlich in Belgien als eigenständige Heilkunst etabliert hatte, wurden Ende der 80er Jahre erste Schulen in Deutschland gegründet. An diesen können Ärzte, Physiotherapeuten und Heilpraktiker die Osteopathie in einer fünfjähriger Ausbildung erlernen.